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ALICE OCH HENNES LEGAT TILL EFTERVÄRLDEN

1


Wie alles begann

1.1

 

Erst kurz nachdem Alice, unsere über alles geliebte Border Collie Hündin, verstarb, fanden wir heraus, dass das Hämangiosarkom, die Krebsart, der Alice erlegen war, eine der häufigsten, aggressivsten und unheilbaren Krebsarten bei Hunden ist. Weniger als 10% der Patienten überleben das erste Jahr der Diagnose, und die Überlebenszeit hängt stark von der Größe des Tumors ab. Was sicher ist: Das Hämangiosarkom ist immer unheilbar. Durchschnittlich mindestens einer von drei Hunden sterben an Krebs, auch im jungen Alter. Bei manchen Rassen spricht man gar von 50-60 %. wovon das Hämangiosarkom die häufigste und aggressivste Form ist.

Im Nachhinein wurde uns bewusst: Hätten wir vorher mehr über die Krankheit gewusst, wären die Chancen, dass Alice ihren Krebs länger überlebt hätte, besser gewesen: Krebs-Früherkennung ist - wie bei uns Menschen - entscheidend. Aber uns fehlten einfach grundlegende Kenntnisse über die Krankheit, Symptome und verfügbare Früherkennungsmethoden wie Ultraschall, Blutuntersuchungen und Röntgen sowie über die Behandlungsoptionen.

Es war für uns eine verheerende Erkenntnis und schwer zu ertragen, dass mit besserem WISSEN das Ergebnis so anders hätte sein können.

Wir wurden von Schuldgefühlen und tiefster Trauer geplagt.

Wir erhielten buchstäblich Hunderte von Reaktionen auf Alices Tod und Kondolenzschreiben aus der ganzen Welt. Hundebesitzer aus allen Teilen der Welt erzählten mir die herzzerreißende Hämangiosarkom-Geschichte ihres Hundes. Ich war - um es milde auszudrücken – sowohl überrascht als auch entsetzt: Gab es tatsächlich weltweit so viele andere Hundebesitzer, die mit ihren geliebten Hunden dasselbe Schicksal durchmachen mussten wie wir? Die sich dieser fatalen Diagnose ebenso unwissend und unvorbereitet stellen mussten wie ich?

Das ist unerträglich und empörend! Ich musste etwas tun!

Kurzentschlossen beschloss ich, eine gemeinnützige, nicht kommerzielle Internetseite auf die Beine zu stellen, mit dem Ziel, anderen Hundebesitzern zu helfen: Sie sollten nicht die gleiche Hilflosigkeit, Wehrlosigkeit und Verzweiflung durchleben müssen wie ich! Ich wollte ihnen fachlich fundierte Informationen über alle Aspekte der Krankheit – vor, während und nach der Diagnose – auf einer einzigen Seite zusammenstellen und zur Verfügung stellen.

The Alice-Ribbon-Project war geboren - in Erinnerung an unsere geliebte Hündin Alice. Ihr vorzeitiger Tod soll einen Sinn haben!

Das Ziel der vorliegenden The Alice-Ribbon-Internetseite mit den darin enthaltenen Informationen und Hilfsmitteln besteht nicht darin, ein pessimistisches Bild zu zeichnen, sondern ein gesundes Bewusstsein bei Hundebesitzern weltweit zu Krebs bei Hunden zu wecken. The Alice Ribbon will Hundebesitzer über Prävention, regelmäßige Voruntersuchungen beim Tierarzt, über Screening-Methoden, Symptome und Behandlungen und vieles mehr informieren. Das Ziel ist, unseren Hunden zu helfen, diese grausame Krankheit möglichst frühzeitig zu entdecken, und im Fall einer fatalen Diagnose die verbleibende Lebenszeit in Würde zu leben. The Alice Ribbon will den Hundebesitzern helfen, als mündige, vollumfänglich informierte Patientenbegleiter, bewusst persönliche Entscheidungen treffen zu können.

Als ich mit schwerwiegenden Entscheidungen über Alices Lebensende konfrontiert wurde, war ich völlig überrumpelt, auf mich gestellt, unvorbereitet, unwissend. Ich organisierte alles so gut ich konnte, improvisierte, erfand. Heute weiss ich es besser! The Alice Ribbon Internetseite stellt hier einige Informationen über diesen nicht einfachen Lebensabschnitt vor und listet verschiedene Optionen und Hilfsmittel in diesem Bereich auf, um unseren treuen Lieblingen in ihrem letzten Lebensabschnitt Lebensqualität und Würde zu schenken.

Das Ziel von The Alice Ribbon ist es, unseren Hunde die bestmögliche Versorgung zu ermöglichen - vor und während der Krankheit, und während des Eintritts in ihren letzten Lebensabschnitt. The Alice Ribbon stellt deshalb den Hundebesitzern nötige, fachlich korrekte Informationen zur Verfügung, damit sie als mündiges, gleichgestelltes und gut informiertes Mitglied des ganzen Gesundheitsteams aktiv in der Lage sind, ihrem Hund die beste medizinische Versorgung zu bieten.

Für das Veterinär- und Gesundheitspersonal wiederum sind Gespräche über unheilbare Krankheiten, Diagnosen, Kummer und Sterbebegleitung mit emotional und fachlich überforderten Hundebesitzern sicherlich keine leichte Aufgabe: Kommunikation-Kompetenzen stehen möglicherweise (noch) nicht auf dem universitären Lehrplan. Es gibt viele interessante Online-Ressourcen für medizinisches Fachpersonal, um Kommunikationskompetenzen in diesen heiklen Situationen zu verbessern: Es ist für alle Parteien gewinnbringend, wenn das Gesundheitsteam diese traurigen, schockierenden Momente für sich selbst und seine Patientenbesitzer produktiv und human gestalten kann. Hier auf der The Alice-Ribbon-Homepage finden Fachleute einen entsprechenden Werkzeugkasten von AAHA (American Animal Hospital Association). Interessant nicht nur für Veterinäre!

 

Nur als gleichgestelltes Team (Gesundheitsteam und Hundebesitzer) können wir unseren Hunden wirklich helfen!

 

Nach Alices fataler Diagnose fühlte ich mich völlig hilflos - da ignorant. Der einzige Weg, schnell Informationen zu sammeln, war das Internet. Aber ich habe mich unsicher gefühlt: Das Problem mit Internet-Informationen ist, dass viele Seiten entweder veraltet oder nicht glaubwürdig oder sogar widersprüchlich sind. Die meisten Seiten sind mehr oder weniger versteckte Werbung für irgendwelche Wundertherapien oder -präparate. Aus diesem Grund habe ich beschlossen, eine Informationssammlung einzurichten, ein Kompendium aller Aspekte rund um Krebs beim Hund, insbesondere Hämangiosarkom. Die Artikel wurden alle von einem Veterinärteam auf die fachliche Richtigkeit gelesen und geprüft, damit der Leser sich auf die  Richtigkeit der Informationen verlassen kann.

Ich bin kein Tierarzt und habe auch keinen medizinischen Hintergrund. Daher habe ich mich mit dem Animal Oncology and Imaging Center (AOI), Hünenberg, Schweiz  http://www.aoicenter.ch/klinik  (Zentrum für Tieronkologie und Bildgebung) zusammengetan, um sicherzustellen, dass die Informationen, die ich auf dieser Homepage gesammelt und präsentiert habe, medizinisch und wissenschaftlich fundiert und vertretbar sind. Besonders bedanke ich mich bei Dr. B. Kaser-Hotz und Dr. I. Flickinger für ihre Unterstützung und Anleitung, ohne die die Realisierung dieser Homepage nicht möglich gewesen wäre.

Wo immer ich interessante Informationen im Internet gefunden habe und zusammenfasse, erwähne ich die Quelle und stelle den entsprechenden Link zur Verfügung, damit sich der Leser intensiver mit dem Inhalt befassen kann: als Quelle und erweiterte Lektüre

Obwohl das World Wide Web eine großartige Informationsquelle ist - einschließlich dieser Website -, sollte es niemals die Informationen ersetzen, die Sie von Ihrem Tierarzt erhalten.

In erster Linie empfehlen wir deshalb allen Tierhaltern, den Tierarzt ihres Vertrauens zu konsultieren. Die hier vorgestellten Informationen sollen eine Unterstützung und eine Hilfe für weitere Forschungen sein, und genügend Informationen liefern, die Ihnen helfen, die richtigen Fragen stellen zu können – aber wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die Informationen keineswegs erschöpfend sind.

Die aufgeführten Informationen sind auch keine Empfehlung meinerseits oder Empfehlung des AOI Center Hünenberg. Bitte bilden Sie sich Ihr eigenes Urteil, indem Sie diese Quellen durcharbeiten und die beste Wahl für Ihren Hund treffen.

Wir waren voller quälender Schuldgefühle und tiefster Trauer.  



Alices Geschichte

Alice,
Jewel del Mulino Prudenza
31.3.2008 – 4.9.2017

Die Macht der Liebe -
Alices Vermächtnis als Familienmitglied

1.2.1

Ich erinnere mich an den Tag, an dem wir dich das erste Mal nach Hause brachten, als ob es gestern wäre - ich kann es kaum glauben, dass es schon neun Jahren her ist. Du bist wie ein Stern in unser Leben getreten. Nichts würde jemals wieder so sein wie zuvor: Du hast unser Leben erhellt, verändert - zum Besseren.

Du hattest die schönsten Augen und ein charmantes Lächeln: Du warst einfach der schönste Welpe. Du warst zu Beginn ein sehr schüchterner und etwas ängstlicher Hund. Aber wir haben dich vom ersten Moment an mit unserer Liebe beschützt. Du hast unsere Herzen gestohlen. Bald bist du zu einem selbstbewussten und stolzen Hund herangewachsen.

Vom allerersten Moment an waren wir unzertrennlich. Du hast uns begleitet, wohin auch immer wir gingen: sogar zu meinen Vorlesungen an der Universität in Lugano. Ich werde nie vergessen, wie selbstbewusst du die Treppe hochstolziertest, direkt in mein Klassenzimmer. Du warst meine Universitätsassistentin und der VIP-Star in den Augen meiner Studenten.

Du hast uns bedingungslos geliebt - so wie wir es waren, trotz unserer Fehler und Mangel an Hundeerfahrung.

Du bist in mein Leben gekommen, als es am dunkelsten war, und du hast mir geholfen, einige sehr schwierige Momente zu überstehen. Ich hätte es ohne dich nicht geschafft! Du warst mein Therapiehund.

Du warst ein einzigartiger Hund, ein "Einmal-Im-Leben-Hund", ein "Einmal-In-Einer-Million-Hund", sagten die Leute. Wir waren Seelenverwandte, und wir haben unzählige Abenteuer gemeinsam erlebt: Dank deines Erfolgs in der Disziplin Canine-Freestyle (Dog Dance) sind wir um die ganze Welt gereist, haben unzählige internationale Trophäen gewonnen; Artikel von dir wurden in vielen Magazinen und Zeitungen in ganz Europa veröffentlicht, Film- und Fernsehreportagen wurden von und mit dir produziert. Du warst eine Nummer Eins, ein Sportwelt-Stern. Wir hatten so viel Spaß zusammen und lernten so viel voneinander.

Du warst die wunderbarste - und strengste  - Adoptivmutter und Lehrerin für Lisa und Mona und hast ihnen beigebracht, die besten Hunde zu werden, die man sich nur wünschen kann. Sie haben so viel von dir gelernt. Und wieviel Spaß du mit deinem Rudel MonALisa (Mona + Alice + Lisa) hattest!

Alle meine Gedanken, jede Faser meines Körpers, jeder einzelne Schlag meines Herzens, all meine Freuden und Sorgen waren dir gewidmet. Du warst mein Leben, meine Alice im Wunderland.

Dann, plötzlich, unerwartet, aus heiterem Himmel, wurdest du sehr krank, und das Schicksal entschied, dass für dich die Zeit gekommen war zu gehen. Du warst nur neun Jahre alt, viel zu jung um ein Stern am Firmament zu werden! Wir waren wie gelähmt! Du hast uns drei Wochen gegeben, um uns von dir zu verabschieden.

Jetzt bist du weg….

Wir waren dein ganzes Leben lang deine Beschützer, doch wir konnten dich nicht vor dem Krebs schützen. Wir sind unendlich dankbar für die Zeit, die du uns geschenkt hast, für all die schönen und unvergesslichen Momente zusammen mit dir … aber wir wollten mehr!! Wir wollten zusammen mit dir alt werden, jeden Morgen dein lächelndes Gesicht sehen, öfter dein Lieblingsspiel Frisbee mit dir spielen, in mehr Bergseen mit dir schwimmen, mehr Schneeballschlachten schlagen, dich mehr Löcher in den Garten graben lassen, dir mehr Küsse geben, mehr Bergwanderungen mit dir unternehmen, mehr Hotdogs am Djurgårdsbrunnbro-Kiosk in Stockholm essen lassen, und noch viel mehr. Unsere Herzen sind gebrochen - unheilbar.

Du wirst immer unsere Freundin, unsere Tochter, unsere Schwester, unser Partner, unser leitender STERN bleiben. Dein lächelndes Gesicht ist in unsere Herzen eingraviert, deine bedingungslose Liebe erfüllt unsere Herzen für immer!! Aber wie werden wir "für immer" ohne dich an unserer Seite überleben können?











Du hast uns bedingungslos geliebt - so wie wir es waren, trotz unserer Fehler und Mangel an Hundeerfahrung.

Die Macht der Liebe -
Alices sportliches Vermächtnis

1.2.2

Du bist nicht nur der beste Familienhund, sondern auch ein Wunderhund im Canine-Freestyle, und das, obwohl wir erst im Alter von 3 ½ Jahren angefangen haben zu trainieren.

Und alles begann mit einem Zufall:

Du warst -milde gesagt - keine leichte Persönlichkeit, und Grundgehorsam war dir ein Gräuel. Wir besuchten einen Hundetrainingskurs nach dem anderen, aber ohne Erfolg: Du machtest weiterhin alles nach deinem hübschen Kopf. Ich entschied mich, an einem Obedience-Kurs teilzunehmen, aber leider war der Kurs schon ausgebucht. Es gab nur noch einen Platz frei in einem Kurs namens Dog Dance. "Der Himmel weiß, was das für modernes Zeug ist", dachte ich, „aber versuchen kann ichs ja mal, bis ein Platz im anderen Kurs frei wird". Und - Wunder können noch geschehen! - du hast es geliebt, und ich auch! Dein außergewöhnliches Talent fiel von Anfang an auf. Wir begannen diese Sportart ernsthaft auszuüben, mit viel Ausdauer, Fleiß und Spaß – und, mein Gott, wie viel Spaß wir hatten!

Mit deinem erstaunlichen Talent und deiner Leidenschaft, liebe Alice, hast du den Sport Dog Dance - HTM und Canine Freestyle - für immer revolutioniert. Du hast diesem Hundesport ein wichtiges Vermächtnis hinterlassen. Du hast bewiesen, dass mit einem hohen Grad an technischer Schwierigkeit und Präzision und mit einem Hundeführer, der die Bewegungen des Hundes betont, unterstreicht und in den Vordergrund rückt (anstatt den Hund nur als Requisite anzusehen), diese wunderbare Hundesportdisziplin gleichgestellt werden kann mit allen anderen klassischen Hochleistungssportarten. Diese Ehre wurde dir denn auch post-mortem zugesprochen: 2018 wurden wir zusammen mit anderen erfolgreichen Sportlern von der Stadt und Gemeinde Kriens als Sportler des Jahres geehrt. Mit deinen außergewöhnlichen Fähigkeiten und deinem Talent hast du gezeigt, dass Dog Dance mehr ist als nur eine lustige Freizeitbeschäftigung oder Clownerie mit Hintergrundmusik.

Hunde können nicht tanzen! Aber ich denke, wir konnten beweisen, dass das Hunde-Hundeführer-Team mit einer sorgfältig geplanten athletischen und artistischen Choreografie, das Publikum begeistern und emotional bewegen kann. Deine wunderschönen, atemberaubenden und leidenschaftlichen Choreografien auf höchstem technischen Niveau trieb den Zuschauern Tränen in die Augen.

Vielen Dank noch einmal, liebe Alice, so viele Hundeliebhaber mit dem Virus dieser leidenschaftlichen Sportart infiziert zu haben.

Du hast die Macht der Liebe überall, wo wir auftraten, sichtbar gemacht.

FCI Weltmeisterschaft 2016, Moskau, Canine Freestyle - Gold für Yvonne Belin und Alice

FI Weltmeisterschaft 2014, Helsinki, Canine Freestyle - Silbermedaille für Yvonne Belin und Alice 

Crufts 2013, Birmingham GB, 4. Schlussrang für Yvonne Belin und Alice

  



Dein außergewöhnliches Talent fiel sofort auf.

Die Macht der Kraft -
Alice und der Krebs

1.2.3

Alice und ich waren von Anfang an unzertrennlich: Es waren nur wenige Momente, die wir nicht zusammen verbrachten. Wir reisten zusammen, verbrachten unsere Freizeit und Arbeitszeit gemeinsam (sie begleitete mich in den Unterricht an der Universität), wir trainierten Canine Freestyle zusammen, nahmen an unzähligen Wettkämpfen auf der ganzen Welt teil und gewannen fast jeden Preis, den man in dieser Sportdisziplin auf internationaler Ebene gewinnen kann. Unsere Highlights waren Gold bei der Europameisterschaft 2012 in Prag, Silber bei der Weltmeisterschaft 2014 in Helsinki und Gold bei der Weltmeisterschaft 2016 in Moskau. Wir kletterten auf unzählige Schweizer Berge, machten unzählige Ausflüge, spielten im Schnee, schwammen in Bergseen ... und so vieles mehr.

Als mein Leben am dunkelsten war, war Alice an meiner Seite. Als mein Leben am besten war, teilte sie es mit mir. Sie war mein Norden und Süden, mein Osten und Westen. Jeder Gedanke und jede Handlung in meinem Leben war Alice gewidmet.

Ihre Gesundheit war uns sehr wichtig. Sie war Sporthund auf höchstem internationalen Niveau, und ich habe alle möglichen Vorsichtsmaßnahmen getroffen, um Verletzungen zu vermeiden: keine Trainingseinheit ohne Aufwärmübungen, Herz-Kreislauf-Übungen und Abkühlphasen. Ich ließ sie regelmäßig vom Physiotherapeuten und Tierarzt untersuchen. Keine Impfung wurde ausgelassen, und regelmäßige Blutuntersuchungen wurden durchgeführt: Jeder Test ergab die allerbesten Ergebnisse - sie war topfit. Ihre Ernährung war optimal: Sie bekam biologisch artgerechte Rohkost (BARF) mit allen notwendigen Ergänzungen. Ich habe sie regelmäßig gepflegt: Ihr Fell glänzte wie ein Spiegel. Sie wurde geliebt, geschätzt und geknuddelt, rund um die Uhr, 7 Tage die Woche. Alice war so jung und fit für ihr Alter, zufrieden und glücklich.

Wir waren alle so unbeschreiblich glücklich zusammen - ich, mein Ehemann, Alice und ihre beiden Adoptivschwestern Mona und Lisa.

Nur manchmal, als wir besonders glücklich zusammen waren, überkam mich eine unerklärliche, leise Angst: “So viel Glück kann nicht ewig dauern!"...

Und wo war es denn auch…

Aus heiterem Himmel - schlug der Blitz ein.

Der Sommer 2017 war ganz besonders heiß, und Alice schien Anfang August sehr erschöpft zu sein. Ich erklärte mir diese ungewöhnliche Müdigkeit einerseits mit dem neu ins Rudel aufgenommenen überenergischen Welpen und andererseits mit der unerträglichen Hitze und ließ sie den ganzen Tag ruhig im kühlen Gras des Gartens liegen. Dann bemerkte ich eines Tages, dass ihre Zunge ganz weiß war, wie dies oft bei Grippe der Fall ist. Ich rief beim Tierarzt an, die Krankenpflegerin  beruhigte mich und sagte, dass es sicherlich wegen der Hitze sei. Sie  empfahl mir, sie einfach in Ruhe sein zu lassen. Und so tat ich es auch. Jedoch am nächsten Tag verweigerte Alice das Essen, was ganz untypisch für sie war. Zusätzlich bemerkte ich, dass jetzt auch ihr Zahnfleisch weiß war. Ich ging sofort zum Tierarzt ... und innerhalb von wenigen Minuten wurde bei ihr Milzkrebs im Endstadium (geplatzt) diagnostiziert (Hämangiosarkom). Ein sicheres Todesurteil! Sie war dabei, innerlich zu verbluten! Wenige Tage später, nach der Operation, schlug unserer Tierarzt unmittelbar vor, über Euthanasie nachzudenken! Ich war sprachlos, schockiert, konsterniert, alarmiert, verständnislos! Der Himmel hatte seine Schleusen geöffnet. Eine tödliche Lawine - laut, kalt, dunkel und betäubend – zerrte uns in den Abgrund, vergrub uns, nahm uns die Luft zum Atmen! Das ist ganz unmöglich, ausgeschlossen! Ablehnung!

Wir waren hilflos, unfähig klar zu denken, zu verwirrt, um die Dimensionen dessen, was uns gesagt wurde, zu verstehen. Wie könnte das möglich sein? Wir hatten doch noch vor ein paar Tagen mit ihr herumgetollt!? Sie war gesund, fit und aktiv wie ein junger Hund. Sie war so ein starker Hund!

Aber uns wurde keine Zeit gegeben zum Nachdenken. Wir mussten Alice sofort zu einer spezialisierten Tierklinik bringen, um sie not-operieren zu lassen: Ihre Milz musste chirurgisch sofort entfernt und ihre innere Blutung gestoppt werden. So schnell konnte kein Blutspender-Hund gefunden werden, so dass meine zweite Border Collie Hündin in aller Eile Blut spenden  musste!!

Wir reagierten nur, vertrauten blind und folgten den Anweisungen und Erklärungen des Gesundheitsteams. Jede Erklärung und Information, die der sehr sympathische Tierarzt uns gab, nahmen wir nur wie durch einen dichten Nebel auf. Die uns völlig unbekannte medizinische Terminologie, Abkürzungen und Jargon schlugen auf uns wie Hagelkörner nieder. Dies war alles unbekanntes Terrain. Terra Incognita: Wegen unserer völligen Unwissenheit konnten wir nicht einmal die richtigen Fragen stellen. Ich wusste nicht einmal von der Existenz eines Organs, das "Milz" genannt wird, geschweige denn von seiner Funktion. Oder dass das Hämangiosarkom die häufigste Krebserkrankung beim Hund ist.

Nach der Operation erhellte sich unsere Stimmung aber schnell: Wir waren überrascht zu sehen, wie schnell Alice sich nach der Operation erholte!! Sie schien wie neugeboren, glücklich, aktiv, leichtfüßig: Woher hatte sie all diese Kraft? Ich dachte, wir müssten wahrscheinlich eine falsche Diagnose bekommen haben. Wir fühlten uns wie Schauspieler im falschen Film ... Wir waren so glücklich, sie so aufgeweckt und voller Lebenslust zu sehen, begierig darauf, ihr aktives Leben wiederaufzunehmen. Wir fingen an, mit dem Schicksal zu verhandeln: "Wenn Alice diesen Albtraum überlebt, versprechen wir, dass …».

 

Zwei Wochen nach der Diagnose, sobald die Operationsnarbe verheilt war, wurde Alice ein Chemotherapie-Programm verschrieben, was unsere Hoffnung auf Heilung nährte: Sie würde geheilt werden und noch viele Jahre leben! Der nächste Schock kam jedoch alsbald, als uns gesagt wurde, dass eine Chemotherapie bei Hunden nicht darauf abzielt zu heilen, sondern nur die verbleibende Lebenserwartung zu verlängern und die Lebensqualität der verbleibenden Monate zu verbessern. Mit anderen Worten, sie war unwiderruflich verurteilt ... Wir fühlten uns vom Leben betrogen: Wut!

Wir wussten nun, dass es das Ende war, obwohl Alice immer noch voller Leben und Stärke war. Also wollten wir die letzten Monate – so dachten wir - für sie und für uns so unvergesslich als möglich machen. Wir wollten der Depression nicht nachgeben. Wir hatten keine Zeit, uns selbst zu bemitleiden, Schuldgefühle wegen Alice zu haben. Wir mussten unsere letzten Tage zusammen ganz besonders gestalten. Wir entschieden, unser Schicksal zu akzeptieren und setzten eine Bucket-Liste auf, eine Liste von Dingen und Erlebnissen, die du noch machen oder haben möchtest, bevor du stirbst. Die Alice-Bucket-Liste war lang, und innerhalb etwa einer Woche waren wir in der Lage, eine Menge der Aktivitäten zusammen mit Alice abzuhaken. Das alles waren Aktivitäten, von denen wir wussten, dass sie sie lieben würde: Und wie sie es liebte!! Jede Minute davon, zusammen mit ihrem Rudel. Es war einfach unglaublich zu sehen, wie glücklich sie war, fit, aktiv, voller Leben: Sie war so stark!

Der Krebs hat ihr jedoch nicht die vom Tierarzt versprochenen Monate beschert, wir konnten die Bucket-Liste nie beenden ... Es gab noch so viele Einträge, die wir zusammen mit ihr abhaken wollten, unter anderem: "Zusammen alt werden …"

Uns wurde gesagt, dass Alice sich kurz nach der Chemotherapie etwas krank fühlen könnte. Sie hatte jedoch zum Glück nach der ersten Injektion keine Nebenwirkungen gezeigt. Aber zehn Tage später begann sie stark aus der Blase zu bluten - aber sie war immer noch fit und aß mit Appetit. Wir gingen wieder zum Tierarzt und erfuhren, dass sie nur noch ein paar Tage oder vielleicht eine Woche Zeit zum Leben hatte. Der letzte Rest Hoffnung wurde uns damit endgültig genommen: Depression und Resignation!

Ein paar Tage später, am 2. September, brach Alice zusammen und konnte nicht mehr aufstehen. Ihre Stärke hatte sie verlassen. Wir legten sie auf unser Bett, neben uns, wo sie ruhig schlief. In ihren Augen blitzte immer noch Lebenslust, aber ihr Körper versagte.

Am nächsten Tag legte ich sie auf das kühle Gras im Garten, sie liebte es - und fing sogar an, Fliegen zu jagen. Aber ihre Beine trugen sie nicht mehr, ihr Blutkreislauf war zusammengebrochen. Sie aß und trank nicht mehr. Es war das Ende!

Wir sind sehr dankbar für die letzten Tage, die wir noch zusammen verbringen durften.

In der Nacht vom 3. auf den 4. September 2017 verstarb sie in ihrem Haus in den Armen meines Mannes. 

 

 

 

 

 

 

 

  



Als mein Leben am dunkelsten war, war sie an meiner Seite. Als mein Leben am schönsten war, teilte sie es mit mir. Sie war mein Norden und Süden, mein Osten und Westen. Jeder Gedanke und jede Handlung in meinem Leben war ihr gewidmet.